Seminar: Was ist Sufitum?

Sikke KalligraphieDieses Seminar wurde entwickelt, um interessierten Menschen eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, wenn sie noch nicht wissen, welcher geistige Weg für sie der Richtige ist.

Was sind die Voraussetzungen für den Sufiweg?
Zunächst die Konfrontation mit viel Neuem und Unbekanntem, zum Teil auch wirklich Fremdem.

Wir folgen einem tradionellen Sufiweg, dem Kubrevi-Mevlevi-Weg, der auf Hz. Maulana Dschelaleddin Rumi (Hz. Pir) zurückgeht und dessen Wurzeln noch weiter in die Vergangenheit reichen: Hz. Scheich Nadschmeddin Kubra war der Lehrer seines Vaters und Hz. Pir war Zeit seines Lebens ein Scheich der Kubreviyye, denn die Mevleviyye wurde erst nach seinem Tod unter diesem Namen bekannt. Das heißt, alles was Efendi lehrt, kommt aus dieser Jahrhunderten alten Tradition und ist in der Lebensgrundlage seiner Lehrer, dem Islam, fest verwurzelt. Ohne Islam ist dieser Weg für uns nicht denkbar. Wer jetzt schockiert ist, wende sich ab oder nehme ein paar tiefe Atemzüge, um sich wieder zu beruhigen. Der Islam ist nicht nur das, als was er uns in den Massenmedien entgegenkommt. Aber um sich mit der Bedeutung des Islam für den Sufiweg vertraut zu machen, wurde dieses Seminar u.a. gestaltet. Niemand erwartet eine plötzliche Hinwendung, vielmehr erscheint es uns wichtig, mit Geduld und Ruhe sich anzunäheren und sich langsam damit vertraut zu machen. Das Bekenntnis zum Islam ist keine Voraussetzung, um den Weg beginnen zu können.

Islam heißt übersetzt: „Ergebung in den Willen Gottes“ und die Bereitschaft, auf diesen Willen zu antworten und sich einzufügen in den großen Kreislauf der Schöpfung, heißt Islam zu praktizieren. Alles, was wir als Religion „Islam“ kennen, ist ein Mischung aus den Einflüssen verschiedener Kulturen und dem, was vom Wirken des Propheten verstanden und umgesetzt wurde. Wir haben hier keine nationale muslimische Tradition und können uns deshalb ausschließlich auf das beziehen, was im Qur’an offenbart wurde.

Mit dem Islam kommt auch die Kultur des Orients auf uns zu, mit seiner Musik, seiner Kleidung und seiner Sprache, arabisch. Warum und wie das mit dem Sufiweg verbunden ist, soll an diesem Wochenende erklärt werden. Die Bedeutung der arabischen Sprache wird sofort klar, wenn wir erfahren, dass alle „Meditationswörter“ arabisch sind und wir in den Buchstaben dieser Sprache die Symbole für die ganze Schöpfung finden.

Wir sehen, Neugier und Interesse für Unbekanntes ist hilfreich. Aber man fragt sich vielleicht doch, warum man sich so viel Mühe machen muss. Auch wenn es viel Neues zu lernen gibt, heißt das nicht, dass man nicht gleich beginnen kann. Denn am Anfang steht im Mittelpunkt die Konfrontation mit dem eigenen Selbst. Selbstwahrnehmung, Selbstbeobachtung, Selbsterkenntnis sind die Schlüssel zur Gotteserkenntnis. Durch die Begegnung mit dem Selbst in all seinen Facetten wachsen Verständnis und Mitgefühl. Jeder Mensch trägt alles Wissen über Gott und die Welt, unser ganzes Universum in sich und es ist Ziel des Weges, mit diesem Wissen wieder in Verbindung zu kommen. Die Sufis nennen dies „die Schleier zwischen Gott und dem Menschen zu heben“ oder „das Polieren des Spiegels des Herzens“. Auch dabei stoßen wir auf Neues und Unbekanntes, denn jeder von uns trägt in seinem Inneren Verborgenes und bisher Geheimgehaltenes.

Lernen funktioniert innerhalb der Sufi-Orden nach folgendem Muster: Der Lehrer gibt eine Verhaltensanweisung, der Schüler folgt ihr, so gut er kann und macht seine eigenen Erfahrungen damit. Durch die eigene Erfahrung erwirbt er Wissen aus sich selbst. Die Voraussetzung dafür ist das uneingeschränkte Vertrauen in den Lehrer und die Bereitschaft ihm zu folgen, ohne Wenn und Aber. Vertrauen, Gehorsam, wahrnehmen, beobachten, sich konfrontieren lassen mit dem eigenen Verhalten, die Verantwortung übernehmen, und die Bereitschaft, sich auf die Welt des Islam einzulassen, das alles sind die Voraussetzungen für den Sufiweg. Wer dazu ja sagen kann, melde sich an für ein Wochenende, um noch mehr zu erfahren.

Die Meinungen und Vorstellungen über das Sufitum sind breit gestreut und vielfältig. Um unsere Art des Sufitums vorstellen zu können, wird dieses Wochenende veranstaltet. Sufitum ist der Weg des Menschen zu sich selbst als Geschöpf Gottes. Sufitum ist der Weg ins eigene Innere, durch die eigene Geschichte und Erfahrungen. Es geht nicht nur um den Menschen allein, sondern um den Menschen als Teil eines größeren Ganzens. Um sich selbst gerecht werden und um sich wirklich erfassen zu können, braucht man zunächst eine Vorstellung, was der Mensch, d.h. man selbst, ist. Natürlich denkt jeder, klar, man weiß doch, was der Mensch ist, aber dieses Wissen beruht in den seltensten Fällen auf Erfahrung. Wenn wir mit Hilfe des Sufitums herausfinden wollen, was wir sind, dann nehmen wir eine alte Erfahrungswissenschaft zu Hilfe, die Lehren der bekannten und weniger bekannten Meister der Vergangenheit und Gegenwart.

Nach überlieferten Methoden und im Rahmen einer klaren Vorstellung vom Menschsein, beginnt der Weg. Wenn man selbst noch keine Erfahrung hat, muss man sich auf einen anderen Erfahrenen verlassen. Jeder Erstklässler muss sich auf die Worte seines Lehrers zunächst verlassen, denn er kann in keiner Weise überprüfen, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Auch im Bezug auf die innere Reifung sind wir zunächst wie Erstklässler und können nur vertrauen, dass wir vernünftige und zielführende Anleitungen bekommen. Ohne Vertrauen können wir nicht lernen und uns einlassen.

Zum Wissen vom Menschen gehört für die Sufis, dass jeder Mensch zwei Kräfte in sich hat, die scheinbar gegensätzlich sind. Man nennt sie ruh und nafs, man könnte übersetzen mit Geist-Seele und Körper-Seele. Die eine steht im Dienst der Ewigkeit, die andere im Dienst der Zeitlichkeit.

Wir Menschen gehören in beide Dimensionen, von denen die zeitliche die begrenzte ist. Man versteht die Zeit der Verkörperung als Chance und Prüfung. So lange wir auf Erden in unseren Körpern leben, haben wir die Möglichkeit uns zu entwickeln und zu wachsen. Deshalb ist diese Zeit so wichtig, auch wenn sie nur kurz ist. Alles, was wir auf Erden erfahren, wird Teil unseres Selbst und begleitet uns in die Ewigkeit. Dort sind wir dann mit ihren Folgen und Auswirkungen konfrontiert.

Dieses Wochenende soll die Gelegenheit geben, dass die Teilnehmer herausfinden können, ob der Sufi-Weg wie ihn Efendi lehrt, für sie persönlich passend ist oder ob man doch noch weiter suchen muss, nach dem Weg und dem Lehrer/der Lehrerin, denen man folgen kann.

Um das herausfinden zu können, werden wir in diesem Seminar nicht nur theoretisch sondern auch praktisch das tradionelle Sufitum vorstellen und jede/r kann ihre/seine Fragen stellen.

Zu diesem Seminar sind Menschen eingeladen, die das Sufitum kennenlernen und sich darüber informieren möchten. Dies kann auch eine Gelegenheit für die Freunde und Verwandten der Schüler von Efendi sein, das kennenzulernen, womit man sich hier beschäftigt. Efendi und wir, Nuriye Hanimefendi, werden dieses Seminar gemeinsam durchführen.


Termin: keine Termine in 2012

Ort: Mevlevihane in Trebbus
Kosten: 75,- Euro Seminargebühr,
Übernachtung je nach Zimmer,
Verpflegung 19,50 Euro pro Tag


Programm für das Seminar „Was ist Sufitum?“

Freitagabend:
Vorstellungsrunde
erste Theoretische Einführung
Achtsamkeitsmeditation

Samstag:
Das Menschenbild im Sufimus
Die Entwicklungstufen des Bewusstseins des Menschen
Meditation mit dem Tauhid, der Verneinung und der Bejahung

Sonntag:
Wie finde ich meinen Weg?
Das Gottesgedenken
Abschlusszikr