Der innere Weg der Mevlevis

 بسم الله الرحمن الرحيم

 

Wir sind der Spiegel und das Bild darin, wir sind trunken vom Becher der Unvergänglichkeit; wir sind der Schmerz und der Genesende sind wir, wir

Al-Warda - Die Rosesind Lebenswasser und Wasserträger zugleich.
(Dschalal ed-din Rumi)

Der Gegenstand des Sufiwegs ist der Mensch auf dem Weg zu sich selbst, zu seinem wirklichen Sein und damit zu Gott. Jeder von uns ist der Sinn und Zweck seines eigenen Lebens. Wir sind nicht auf der Suche nach Gott. Gott, so heißt es im Koran (Sure 50:16), ist uns näher als unsere Halsschlagader.

Unsere Frage lautet: Wo bist Du, Mensch?

Der Weg der Sufis wird häufig als der Pfad der Liebe bezeichnet. Liebe [arab. ‚aschq] bedeutet in dem Zusammenhang immer die Hinwendung zu Gott. Der Mevlevi-Weg hält sich an die Grundlagen und Traditionen, wie sie seit Jahrhunderten weitergegeben werden. Hazreti Pir Maulana M. Dschelaleddin [qs] ist diesen Weg gegangen und wir bemühen uns, ihm zu folgen. Die Übungen, Meditationen und Kontemplationen, die Hz. Pir selbst gemacht hat, sind unserem Lehrer, Scheich Abdullah Halis Efendi, überliefert und werden von ihm gelehrt und vermittelt. Der Zikr ist ein gemeinsames sich Erinnern an unsere Geschöpflichkeit und die Verbundenheit mit Gott. Während des Zikrs werden die Namen Gottes in einem bestimmten Rhythmus gesungen und mit Bewegung verbunden. Die Lichtglanzmeditation (LGM) wiederum wird seit Generationen in der Mevlevi-Tariqa weitergegeben. Die LGM ist eine Heilmeditation, welche der Reinigung und der Harmonisierung von Körper, Geist und Seele dient. Das Hulvet bezeichnet dagegen eine bis zu vierzig Tage dauernde völlige Zurückgezogenheit in der Tekke unter Anleitung des Lehrers. Die Gemeinschaft (Tariqa) ist unterdessen bestimmt durch den Adâb, die Zurücknahme des Ichs zugunsten des Miteinanders und der Wahrung der Tradition, die uns trägt.

Wenn der Mensch sein Selbst aussät, weis er nicht, was daraus wird
(Scheich Abdullah-Halis Efendi)

Wer den Sufiweg beschreiten will, muss bereit sein, sein eigenes Wollen aufzugeben. Nur die freiwillige Bereitschaft, sich auf den Weg einzulassen, ihn am eigenen Leibe zu erfahren und damit wirkliches Wissen zu erwerben, führt zu Veränderung und Umwandlung. Die Selbstverantwortung des Schülers (Murid) und das Vertrauen in den Lehrer (Scheich) ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Weg. Es bedarf der Aufrichtigkeit und des Respekts des Einzelnen sich selbst gegenüber und der Bereitschaft, Verantwortung für die eigenen Taten und Worte zu übernehmen. Zum Wissen vom Menschen gehört für die Sufis, dass jeder Mensch zwei Kräfte in sich hat, die scheinbar gegensätzlich sind. Man nennt sie ruh und nafs. Man könnte die Begriffe mit Geist-Bewusstsein und Körper-Bewusstsein übersetzen. Der erstere steht im Dienst der Ewigkeit, der andere im Dienst der Zeitlichkeit. So lange wir auf Erden leben, haben wir die Möglichkeit zu wachsen und uns zu entwickeln. Man versteht die Zeit der Verkörperung als Chance und Prüfung. Islam bedeutet Hingabe unter den Willen Gottes. Die sich daraus ergebende Nähe zu Gott bedeutet gleichzeitig die Nähe zu sich selbst. In einem dem Propheten Muhammad (s.a.w.s.) zugeschriebenen Ausspruch heit es:

Wer sein Selbst kennt, kennt seinen Herrn.
(Prophet Muhammad (s.a.w.s.))

Wenn Ihr Interesse am Sufiweg geweckt ist, finden Sie in unseren Lehrbriefen weiteres Grundwissen und Informationen.

Sie sind uns herzlich Willkommen!

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